Sprichwörtlich Peer-to-Peer bringen Auszubildende auf dem TikTok-Kanal „beroobi“ Schülern sowie anderen Azubis Themen wie Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche unterhaltsam näher.
TikTok ist aus der Lebenswelt vieler Jugendlicher und junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Mehr als 100 Millionen hauptsächlich jüngere Menschen verwenden die Plattform täglich. Auf TikTok kann jeder kleine Videos hochladen. Häufig werden Tanz- oder Lipsync-Clips gepostet. Manchmal geht so ein Clip viral und die Person, die den Clip gepostet hat, kann über Nacht eine TikTok-Berühmtheit werden. Wer viele Follower und damit viel Reichweite hat, darf sich dann zum Beispiel über bezahlte Werbe-Kooperationen mit Firmen freuen.
TikTok-Videos sind echte Zeitfresser
TikTok verleitet dazu, mehrere Stunden am Stück am Handy zu verbringen. Es ist durchaus gewollt, dass die Anwender sich in den kleinen Videos von meist 15 Sekunden Länge verlieren. Die meisten Social Media Apps versprechen wunderbare Unterhaltung und zahllose Möglichkeiten der Vernetzung. Doch meistens sind die Betreiber der Apps vor allem auf das wertvollste Gut ihrer Zielgruppe aus: auf Zeit und Aufmerksamkeit. Einerseits, um auf potenzielle Kunden perfekt zugeschnittene Werbung platzieren zu können. Andererseits wohl auch, um bestimmte Meinungsbilder und Standards zu formen und zu festigen, wovor unter anderem in dem sehr sehenswerten Film „The Social Dilemma“ gewarnt wird.
Verzerrte Körperwahrnehmung durch Beauty-Filter
Der Film eignet sich übrigens für den Unterricht gut als Diskussionsgrundlage und zur Entwicklung von Medienkompetenz. Nicht wenige Jugendliche eifern dem optischen Erscheinungsbild ihrer TikTok-Idole nach. Diese helfen ihrem eigenen Aussehen in der Regel mit Filtern nach. Damit erschaffen sie unerreichbare Ideale, denen nicht einmal sie selbst ohne die Filter der App gerecht werden können. Die Unsicherheiten von Jugendlichen in Bezug auf den eigenen Körper wachsen.
Viele Eltern fragen sich, ob sie ihren Kindern die App, die ab 13 Jahren freigegeben ist, verbieten sollen. Doch neben der berechtigten Sorge und Kritik von Eltern und auch Lehrkräften, hat die App sehr positive Seiten.
Mehr auf TikTok gelernt als in der Schule
Fragt man Schülerinnen und Schüler, so geben sie häufig an, dass sie auf TikTok schon mehr wertvolle Tipps fürs Leben erhalten hätten als in der Schule. Es gibt leicht verständliche und sehr ansprechend gestaltete Videos:
- Wissenschaftler veranschaulichen spielerisch komplizierte Themen wie Weltraum und Luftfahrt,
- Gärtner zeigen Gartentricks,
- Psychologen helfen mit Beziehungsratschlägen und
- Zahnärzte geben Tipps für eine gesunde Zahnpflege.
Und dann gibt es da noch den recht jungen Account „beroobi“. Ursprünglich initiiert und entwickelt von Schulen ans Netz, wird beroobi von einem Team aus Auszubildenden gestaltet. Heute gehört der kostenfreie Kanal beroobi zur JUNIOR gGmbH in Köln. JUNIOR ist ein Programm des Instituts der deutschen Wirtschaft. Es soll Jugendliche unterstützen, ihren Unternehmergeist zu stärken und erste Erfahrungen in der Wirtschaft zu machen.
Antworten auf Fragen rund um das Azubi-Leben
Die Azubis von beroobi haben sich nach eigener Aussage das Ziel gesetzt, in kurzen knackigen Videos Fragen zum Einstieg in das Berufsleben zu beantworten und eine Ausbildung zum Beispiel in der Industrieschmackhaft zu machen.
Welche Inhalte thematisiert beroobi konkret?
Die Titel der Videos geben meist schon Aufschluss über ihren Inhalt. So gibt es beispielsweise Videos zu folgenden Themen:
- „Wie du am besten mit deinem Gehalt umgehst“
- „Was du als Azubi bei der Steuererklärung beachten musst“
- „Darf dein Urlaubsantrag abgelehnt werden?“
- „Darfst du dein Handy auf der Arbeit laden?“
- „Was du als Azubi bereits über die Rente wissen solltest“
- „Unzufrieden in der Ausbildung? Das kannst du machen!“
Auf beroobi sprechen die Azubis also über Themen wie Berufswahl, Arbeitsverträge, Urlaubsanspruch, Steuern, Versicherungen, Verhalten am Arbeitsplatz, der Schulalltag in der Berufsschule und vieles mehr.
Mehr als 18.000 Follower auf TikTok
Das gelingt ihnen mit gutem Erfolg. Obwohl die Themen meist wenig Begeisterung bei Schülern hervorrufen, darf beroobi sich über mehr als 18.000 Follower auf TikTok freuen (Stand Juli 2022). Die Videoschnitte sind sehr gut gesetzt, die Informationen ansprechend und auf das Wesentliche zusammengefasst. Die Azubis runden ihre sehr gelungenen Videos mit passenden Grafiken und kurz eingespielten Videoclips humorvoll ab.
Verwendung von beroobi im Unterricht
Lehrkräfte können die kleinen Videoclips von beroobi für ihren Unterricht zur Berufsorientierung nutzen. Dank der Kürze der Videos können sie auch zwei- oder dreimal hintereinander geschaut werden, damit sich die Schüler nach dem ersten Anschauen Notizen machen können. Anschließend kann eine Diskussion oder auch eine Quizrunde zu den Videoinhalten stattfinden.
Soziale Medien sinn- und verantwortungsvoll nutzen
Falls Sorge besteht, damit Werbung für Plattformen wie TikTok zu machen: Die meisten Jugendlichen sind bereits auf der Plattform angemeldet. Lehrkräfte können ihre Schülerinnen und Schüler auf lehrreiche Videos aufmerksam machen. Außerdem können sie TikTok als Aufhänger für eine medienpädagogische Unterrichtseinheit zum Thema „Sinn- und verantwortungsvolle Nutzung sozialer Medien“ verwenden.
Wer sich selbst weniger fit im Thema Social Media fühlt: Es gibt in den meisten Gemeinden und Städten medienpädagogisch ausgebildete Fachleute, die häufig kostenfrei in den Unterricht eingeladen werden können. So können sich die Schüler mit den Chancen und Risiken der sozialen Medien auseinandersetzen und ihre Medienkompetenz ausbauen.
Hier geht es zum TikTok-Kanal von beroobi:
https://www.tiktok.com/@beroobi
Website der JUNIOR Programme des Instituts der Deutschen Wirtschaft:
https://www.iwkoeln.de/institut/projekte/junior-programme.html