Für viele sozialpädagogische Berufe wird das Abitur bzw. ein Studium vorausgesetzt. Hierfür müssen je nach Bundesland verschiedene Prüfungen absolviert werden, deren Bestehen den Zugang zu einer Hochschule ermöglicht. Natürlich gibt es auch sozialpädagogische Berufe, für die Interessenten keine allgemeine Hochschulreife, also kein Abitur, vorweisen müssen, da die damit erworbenen Qualifikationen für die entsprechenden Tätigkeiten kaum bis gar nicht relevant sind. Dies gilt zumindest für das an den meisten deutschen Gymnasien und Gesamtschulen übliche Abitur. Allerdings sind diese Schulformen nicht die einzigen, an denen die Prüfungen abgelegt werden können. Für viele Schüler wird eine Schullaufbahn am beruflichen Gymnasium immer attraktiver. Hierfür gibt es diverse Gründe. Einige davon werden im folgenden Artikel näher erläutert.
Vorab: Ein berufliches Gymnasium besitzt den gleichen Stellenwert wie ein allgemeinbildendes Gymnasium. Das Abitur kann an beiden Schulen abgelegt werden und an den Universitäten wird bei der Vergabe der Studienplätze nicht zwischen verschiedenen Formen des Gymnasiums unterschieden. Anders verhält es sich bekannterweise bei der Angabe des Bundeslandes, in dem das Abitur erlangt wurde. Verheimlicht werden sollte jedoch nicht, dass für einige Menschen das Abitur an einem allgemeinbildenden Gymnasium von höherem Wert ist. Dies sind aber lediglich subjektive Meinungen, die höchstens zu Diskussionen mit besagten Personen, allerdings nicht zu beruflichen Nachteilen führen können.
Berufliche Gymnasien beginnen direkt mit der gymnasialen Oberstufe und dauern bis zur 13. Klasse. In den Bundesländern, in denen man nach 13 Schuljahren das Abitur ablegt, kann das berufliche Gymnasium nach dem erfolgreichen Bestehen der 10. Klasse bzw. dem Erlangen des erweiterten Realschulabschlusses besucht werden. In den G8-Bundesländern können Gymnasiasten entweder nach der 9. Klasse in der 11. Klasse am beruflichen Gymnasium starten oder nach der 10. Klasse die Schule wechseln und ein Jahr länger zur Schule gehen. Für Realschüler besteht diese Wahl nicht. Dieses freiwillige „Extrajahr“ erscheint vielen Schülern als entlastend. In den meisten Bundesländern besteht außerdem die Möglichkeit, die Schule bereits nach dem 12. Schuljahr zu verlassen. Wird im Anschluss ein einjähriges Praktikum absolviert, ist die fachgebundene Hochschulreife erreicht, wodurch der Zugang zu bestimmten Hochschulen gewährt wird.
Der Unterricht an beruflichen Gymnasien ist je nach Schwerpunkt verschieden. In diesem Artikel wird sich jedoch ausschließlich auf den sozialpädagogischen Zweig beschränkt. Anders als an allgemeinbildenden Gymnasien ist hier mit der Wahl des Schwerpunktes bereits das gesamte Kursspektrum vorgeschrieben. Auch bei der Auswahl der Prüfungsfächer gibt es nur wenige Möglichkeiten. Als Leistungskurse sind grundsätzlich Sozialpädagogik/Psychologie, Deutsch und Englisch festgelegt. In diesen Fächern werden sechsstündige Abiturklausuren geschrieben. Für die vierstündige Arbeit und die mündliche Prüfung stehen nur wenige Kurse, wie Mathematik, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre oder Informationsverarbeitung zur Auswahl. Da diese Fächer mit wenigen Ausnahmen für alle Schüler des gleichen Schwerpunkts vorgeschrieben sind, findet der Unterricht an beruflichen Gymnasien bis zum Abitur im Klassenverband statt. Die Fächer variieren von Bundesland zu Bundesland leicht. Allgemein kann jedoch gesagt werden, dass sich der Unterricht in Fächern wie Deutsch und Englisch nicht von den Sprachkursen am allgemeinbildenden Gymnasium unterscheidet. Andere Fächer wie beispielsweise Mathematik werden mit wirtschaftlichem Fokus unterrichtet, was das Fach für viele Schüller anschaulicher gestaltet. Schüler, die aus verschiedenen Gründen noch keine zweite Fremdsprache in ausreichendem Maße erlernt haben, können dies in zusätzlichen Kursen am beruflichen Gymnasium nachholen. Außerdem stehen Fächer wie Informationsverarbeitung als Pflichtkurse auf dem Stundenplan. Hier wird der Umgang mit Computern (speziell Microsoft Office) und die Präsentation der eigenen Arbeitsergebnisse erlernt.
Am herausragendsten ist jedoch das Schwerpunktfach Pädagogik/Psychologie. Dies wird pro Woche sechsstündig unterrichtet, wobei 4 Stunden die Theorie und 2 die Praxis umfassen. In der Theorie stehen Themen wie frühkindliche Bildung, Lernen, Adoleszenz, Sucht oder Siegmund Freud auf dem Programm. Viele Themen sind identisch mit den Inhalten einer sozialpädagogischen Ausbildung bzw. eines Studiums. Daher kann der Besuch eines beruflichen Gymnasiums in vielen Fällen einer fachverwandten Ausbildung angerechnet werden und diese so verkürzen. Im Fach Praxis lernen die Schüler, ihr Wissen praktisch anzuwenden. Durch regelmäßige Referate, Rollenspiele, Interviews oder Umfragen wird die Selbstdarstellung geübt. Es finden regelmäßige Exkursionen und Projekte mit verschiedenen Einrichtungen statt, um die Bandbreite an pädagogischen bzw. sozialen Institutionen kennenzulernen. Ein wichtiges Unterrichtselement ist auch das Verfassen von Projektplanungen und Hausarbeiten, was auch im Studium verlangt wird. Hier werden also wichtige Studienkompetenzen bereits im Vorfeld erlernt.
Insgesamt lohnt sich der Besuch eines beruflichen Gymnasiums mit sozialpädagogischem Schwerpunkt für jeden, da es immer sinnvoll ist, sich mit sozialen Themen und verschiedenen Menschen auseinanderzusetzen. Qualifikationen wie Empathie und Vermittlungstalent sind stets von Vorteil. Ganz besonders interessant ist diese Schulform natürlich für Schüler, die einen sozialen Beruf anstreben. Hier bieten sich viele Vorteile, die auf dem späteren Berufsweg hilfreich sein können.