Nach dem zweiten Weltkrieg waren viele Teile Deutschlands zerstört und mussten wiederaufgebaut werden. Auch die Schulen blieben von den vielen Bombenangriffen nicht verschont, sodass es erst am 1946 wieder möglich war, an einem festen Ort zu lernen. Aber auch danach waren die Klassenräume im Land noch rar, wodurch es nicht selten vorkam, dass bis zu 150 Schüler zusammen lernten. Doch nicht nur an Räumlichkeiten fehlte es, auch Unterrichtsmaterialien waren kaum vorhanden. Entweder waren sie zerstört worden oder voll von nationalsozialistischer Propaganda und damit für die Ideale der neuen Bundesrepublik unbrauchbar. Alles, was mit den Nationalsozialisten in Verbindung stand, wurde strengstens abgelehnt. Da jedoch an vielen Stellen nicht genug Geld vorhanden war, um neue Bücher zu drucken, griffen einige Schulen auf Bücher aus der Kaiserzeit zurück.
Ein weiteres Problem war der große Lehrermangel[1]. Denn viele Lehrer waren im Krieg gefallen oder so stark verwundet worden, dass sie nicht mehr unterrichten konnten. Die meisten überlebenden Pädagogen waren (ehemalige) NSDAP-Mitglieder und wurden im Rahmen der Entnazifizierung aus dem Schuldienst entlassen, um die Kinder nicht erneut nach den Hitlers Idealen erziehen zu können. Stattdessen sollten sich zukünftige Schüler zu selbstdenkenden, kritischen und mündigen Bürgern entwickeln, ganz im Sinne der noch jungen Demokratie. Doch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte gab es noch nicht. Immerhin hatten auch die Hochschulen gerade erst wieder mit den Ausbildungen begonnen. Also griff man auf bereits pensionierte Lehrer zurück, deren Methoden allerdings nicht mehr ganz zeitgemäß waren. Außerdem beschäftigte man Menschen ohne eine pädagogische Ausbildung, sofern sie politische unbedenklich waren.
In den ersten Jahren nach dem Krieg herrschten vor allem große Armut und Hunger. Viele Kinder waren verwahrlost und wuchsen ohne Vater auf. Darum mussten sie ihre Mütter unterstützen und Nahrung auftreiben. Oft waren sie mit Arbeiten, Stehlen oder Schwarzhandel so beschäftigt, dass der regelmäßige Schulbesuch zur Nebensächlichkeit wurde.Wie genau die Schule in der neuen Bundesrepublik aussehen sollte, wusste man zunächst nicht. Daher existierten erstmal allerhand unterschiedliche Schulformen und Bildungspläne in Deutschland. Darum wurde die Bildung zur Ländersache erklärt.
Mit der Zeit kehrte wieder Normalität ein und auch die Qualität des Unterrichts stieg. In den 1960er Jahren wurde schließlich die neunjährige Schulpflicht eingeführt, die bis heute besteht. Weiterhin wurde der Schulbesuch (inklusiver der weiterführenden Schulen) kostenlos, sodass nun wirklich jeder die finanziellen Mittel für eine gute Bildung besaß. Bis in die 1980er Jahre mussten die Kinder übrigens auch samstags in die Schule, die meisten Eltern hatten hingegen frei. Im Gegensatz zur Schule war der Kindergarten keine Pflicht und wurde bis in die 1970er von nur etwa 20 Prozent der Kinder besucht.
Mit der 68er-Bewebung änderte sich in Deutschland nochmal einiges. Auch der Erziehungsstiel wurde massiv beeinflusst: Junge Lehrer kommunizierten mit den Schülern auf Augenhöhe, während die ältere Generation weiter als Autoritätspersonen gelten wollten.
1972 wurde außerdem die gymnasiale Oberstufe reformiert: In den letzten beiden Schuljahren sollte der Unterricht nun nicht mehr im Klassenverband, sondern in Kursen stattfinden, die den Stärken und Schwächen der Schüler entsprachen. Außerdem führten einige Bundesländer in der 5. und 6. Klasse die Orientierungsstufe ein, womit sich die Kinder erst im Anschluss für eine weiterführende Schule entscheiden mussten. Ab 1967 wurden auch die ersten Gesamtschulen eröffnet, die auf das dreigliedrige Schulsystem verzichteten. Durch die Schulreformen stieg die Zahl der Gymnasiasten und Abiturienten. Dadurch wurden die Studienplätze zunehmend knapper.
Ganz anders sah das Schulsystem Schulsystem in der DDR aus. Mehr dazu im nächsten Schulgeschichte(n)-Artikel.
[1] Anmerkung: In diesem Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.