Thailand fasziniert viele Menschen aus den verschiedensten Gründen: Das Land, die Leute, das Essen oder die Kultur sind nur einige Dinge, die jährlich zahlreiche Touristen nach Thailand ziehen. Feststeht, dass das Land eine ganz andere Lebensweise praktiziert als wir es aus Europa kennen. Auch der Schulalltag gestaltet sich dabei völlig anders: Eine Besonderheit ist zum Beispiel der Pfadfindertag, an dem die Kinder in Pfadfinderkleidung zur Schule erscheinen und statt Unterricht die Natur erkunden.
Ursprüngliche wurden thailändische Kinder in Wats unterrichtet. Das sind religiöse Bildungseinrichtungen, die von buddhistischen Klöstern betrieben werden. Die Lehrer waren dabei Mönche und Nicht-Mönche. Die Kinder selbst mussten nicht buddhistischen Glaubens sein, um am Unterricht teilnehmen zu können. Alternativ gab es später aber auch christliche und hinduistische Wats. Allerdings war der Unterricht zunächst vor allem Jungen höheren Standes vorbehalten, welche eine Zukunft in der Verwaltung beschert war. Bauern und andere niedere Bevölkerungsschichten wurden von der Bildung ausgeschlossen. Dies änderte sich während des 19. Jahrhunderts mit der Eröffnung der ersten Bildungseinrichtung für alle Kinder in Bangkok.
Die Geschichte zeigt, dass Bildung und Wissen schon sehr früh eine Priorität des Staates gewesen ist. Daher ist beispielsweise die Analphabetenrate im Land mit 4 % im Vergleich zu vielen anderen asiatischen Ländern sehr gering. Um sicherzustellen, dass alle Kinder den Unterricht besuchen, besteht auch in Thailand eine Schulpflicht. Diese dauert neun Jahre. Allerdings sind nur die ersten sechs Jahr kostenfrei, danach muss Geld für Bücher und andere Materialien gezahlt werden. Das können sich einige Familien leisten, was ein allgemeines Problem im Land darstellt. Nach der sechsten Klasse wird eine weiterführende Schule besucht oder ein Beruf erlernt. Da sich die Schulen jedoch meist in der Stadt befinden und die Schulwege oft lang und beschwerlich sind, ist es gerade für Dorfkinder schwierig, die Schullaufbahn nach der Grundschule fortzusetzen. Nach drei Jahren auf der weiterführenden Schule kann ein Examen abgelegt werden, dessen erfolgreiches Bestehen den Schulbesuch für weitere drei Jahre ermöglicht. Nun kann zwischen einem akademischen und einem berufsbildenden Zweig gewählt werden. Anschließend können die Schüler an zwei Tests teilnehmen: dem o-NET, Ordinary National Educational Test und dem A-NET, Advanced National Educational Test. Danach kann an einer Universität studiert werden.
Trotz der frühen Eröffnung von Schulen ist der Bildungsalltag zum Teil altmodisch: Schüler und Lehrer tragen Uniformen und der Unterricht erfolgt frontal. Die Kinder hören ausschließlich dem Lehrer zu, eigenes Denken und Arbeiten wird kaum gefördert. Etwas anders sieht es an internationalen oder Privatschulen aus. Diese werde aber vor allem von ausländischen Kindern besucht.
[1] Anmerkung: Im folgenden Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird