Innerhalb Lateinamerikas besitzt Argentinien die niedrigste Analphabetenrate. 98% der Einwohner können lesen und schreiben. Der wichtigste Grund hierfür ist das argentinische Bildungssystem, das in diesem Artikel vorgestellt wird.
Argentinische Kinder werden offiziell mit 6 Jahren eingeschult. Zuvor wird die Vorschule besucht, welche mindestens 1 Jahr dauert und ebenfalls verpflichtend ist. Die darauffolgende Grundschule dauert 6 Jahre. Während dieser Zeit tragen die Schüler[1] einen dünnen weißen Mantel. Auch auf der weiterführenden Schule ist die Farbe Weiß weiterhin präsent. Hier werden vor allem weiße Polohemden oder T-Shirts in Kombination mit einer dunklen Hose oder einem Rock getragen. Einige Schulen verwenden allerdings auch andere Farben. So ist zählt Weiß zwar weiterhin als Standard, je nach Schule können aber auch andere Farben getragen werden. Eine weitere Tradition bezieht sich auf den Abschlussjahrgang. Dieser entwirft das Oberteil für sein letztes Schuljahr selbst.
Auf die Grundschule folgt die weiterführende Schule, welche in Argentinien ebenfalls verpflichtend ist. Diese dauert weitere 6 Jahre. Grund- und weiterführende Schule umfassen jeweils 6 Jahre, welche getrennt voneinander gezählt werden. Daher beginnt die weiterführende Schule erneut mit der 1. und endet mit der 6. Klasse. In den letzten 3 Schuljahren können sich die Schüler je nach Berufswunsch und Interessen auf eine bestimmte Fachrichtung spezialisieren, das Fächerangebot hierzu kann von Schule zu Schule variieren. Nach der 6. Klasse der weiterführenden Schule kann das argentinische Abitur, genannt Bachillerato, abgelegt werden, was die Absolventen zum Studium an einer Universität berechtigt.
Die Ausbildung an öffentlichen Schulen kostet bis zum Bachillerato kein Geld. Anders verhält es sich mit Universitäten und Privatschulen. Allgemein ist die Ausstattung an argentinischen Schulen oft eher dürftig. Der Unterricht fällt rund 30 Tage pro Schuljahr aus. Gründe dafür sind fehlendes Personal, Krankheiten oder Streiks. Gestreikt wird für bessere Lern- und Lehrbedingungen oder Gehaltserhöhungen. Generell gibt das Land verhältnismäßig wenig für seine Bildungsprogramme aus. Pro Grundschüler zahlt Argentinien jährlich 1.826€ aus. Im Vergleich zahlt Deutschland beinah das Dreifache.
Das Schuljahr in Argentinien beginnt Anfang März und endet Mitte Dezember. Es gliedert sich in drei Trimester, an deren Ende die Schüler jeweils ein Zeugnis erhalten. Die Noten reichen von 1 bis 10, wobei 10 die Bestnote ist. Um einen Kurs oder eine Prüfung zu bestehen, muss mindestens eine 6 erreicht werden. Neben den Kursnoten wird außerdem das Arbeits- und Sozialverhalten bewertet. Diesen Zensuren wird in Argentinien eine große Bedeutung beigemessen. Ein Schultag beginnt zwischen 7:15 und 7:45 Uhr und endet zwischen 13:00 Und 14:30 Uhr. Bevor die Schüler den Klassenraum betreten, wird beim täglichen Morgenappell die argentinische Flagge gehisst. Danach beginnt der Unterricht. Eine Schulstunde dauert 80 Minuten. Darauf folgt jeweils eine 15minütige Pause. Danach beginnt die nächste Einheit. Bestimmte Fächer dauern auch 60 Minuten. Hierbei handelt es sich vor allem um Sportkurse. Zweimal die Woche findet außerdem Nachmittagsunterricht statt, meist in Form von Sportkursen.
Das Verhältnis zwischen den Schülern und Lehrern ist beinah freundschaftlich. Dementsprechend begrüßen sie sich oft auch mit einem Kuss auf die Wange. Angesprochen werden die Pädagogen meist mit profe, dem spanischen Wort für Lehrer, oder ihrem Vornamen.
[1] Anmerkung: In diesem Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.