Ein Gespenst geht herum im Lehrerzimmer. Seitdem in den Medien das Thema Abordnungen von Lehrkräften präsenter wurde, treibt viele KollegInnen die Sorge um, dass es sie „erwischen“ könnte.
Hintergrund ist – wie so oft bei Problemen im Schulsystem der Lehrermangel. So gibt es Schulen – gerade in sogenannten „sozialen Brennpunkten“ an denen es viel zu wenig Lehrer gibt. Viele LehrerInnen scheuen den Einsatz dort. Und so wird der Teufelskreis immer größer. Um die pädagogischen Herausforderungen zu bewerkstelligen, benötigt man mehr Personal. Ausgebildetes Personal, welches verlässlich ist. Aber aufgrund der hohen Herausforderungen möchten die wenigsten an eine solche Schule.
So scheint es logisch – zumindest auf dem Papier – dass man Lehrer aus einer Schule, für eine kurze Zeit an eine andere Schule abordnet. Alles machbar, theoretisch, doch praktisch bedeutet das für viele eine Horrorvision sondergleichen.
Abordnung – was heißt das eigentlich?
Im Gegensatz zur Versetzung handelt es sich bei der Abordnung um eine vorübergehende Maßnahme. Grundsätzlich sind Abordnungen dafür da, eine vorübergehende Lücke kurzfristig mit einer Lehrkraft zu schließen. Deine Planstelle an deiner bisherigen Schule bliebt erhalten, du kehrst also nach dem Abordnungszeitraum wieder zurück.
Abordnung – deine Rechte
Vor jeder Abordnung musst du angehört werden. Wenn der Abordnungszeitraum über das Schulhalbjahr hinweg andauert, muss der Personalrat auch angehört werden. Du solltest jedoch – falls dir eine Abordnung droht – der Lehrerrat mit ins Boot holen, um auf der sicheren Seite zu sein, und deine Interessen bestmöglich vertreten zu lassen.
Abordnung – freiwillig oder nicht?
Wenn die Schulleitung Sie um eine Abordnung bittet, ist das oft ein großer Schock. Aber wie so oft im Leben ist Kommunikation das A und O, um mit einer solchen Situation fertig zu werden. Spreche Bedenken offen an und ehrlich mit Ihren Vorgesetzten. Verschließe dich jedoch nicht von vornherein und versuche, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten gut sind.
Wenn du nach reiflicher Überlegung doch der Meinung bist, dass eine Abordnung für dich von Vorteil sein könnte, dann melden dich freiwillig. Dadurch bist du in einer viel besseren Position, wenn es darum geht, die Bedingungen für die Abordnung auszuhandeln.
Das Wichtigste ist: Lassen Sie sich nicht zu etwas drängen!
Um einen Konflikt mit der Schulleitung frühzeitig zu vermeiden, ist es ratsam, ein erstes Gespräch zu führen, in dem Sie Ihre Bedenken und mögliche Lösungen gemeinsam besprechen können. Nehmen Sie ggf. eine persönliche Beratung oder Vertretung mit. Lasse alles erst einmal sacken, bevor du Stellung nimmst. Ein paar Nächte drüber schlafen hilft immer und sprich mit der Familie oder Freunden darüber
Abordnung – Herausforderung oder Chance?
Das größte Problem für viele Lehrer, die abgeordnet werden, ist, dass sie sich plötzlich entwurzelt fühlen. In manchen Fällen ist eine Abordnung auch mit längeren Pendelzeiten verbunden. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf deine Work-Life Balance, kann aber auch zu zusätzlichen finanziellen Belastungen führen
Abordnungen sind daher oft mit viel Frustration und Stress verbunden. Aber das muss nicht so sein: Du kannst eine Abordnung als Chance nutzen, eine neue Schule, neue Kollegen und vielleicht sogar eine neue Stadt kennenzulernen. Es ist wichtig, dass du, wenn du dich dieser Herausforderung stellst, das Beste daraus machen – in deinem eigenen Interesse. Ausführliche Informationen zum Thema Abordnung findest du auf den Seiten der Lehrergewerkschaften. Setze dich auch mit dem Personalrat in Verbindung und versuche nicht, dich alleine durch die Situation zu kämpfen.