Beim folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag der Lehrer24.net zur Verfügung gestellt wurde.
Gute“ Pädagogen können viele Facetten haben
Was wirklich „gute“ Pädagogen ausmacht, ist vielschichtig und gekoppelt an das individuelle Empfinden und die Haltung eines jeden. Daher bin ich fern, mir anzumaßen, diese Frage in all ihren Facetten beantworten zu wollen oder gar zu können.
Einen Gesichtspunkt aber möchte ich näher betrachten, den ich, unabhängig von Erziehungsstilen und persönlichen Gesinnungen, als besonders wichtig und wertvoll im pädagogischen Geschehen erachte.
Die zwei Gesichter konsequenten Handelns
„Konsequentes Handeln“ ist, aus meiner Sicht, einer der grundlegendsten Aspekte in der Pädagogik. Nicht zu verwechseln mit den „Sanktionen“. Denn Konsequenz, dass wissen wir alle, bedeutet schließlich nicht einzig Bestrafung. Wenngleich dieser Modus Operandi, so behaupte ich, immer noch in den Köpfen vieler Menschen vorherrscht. Auch wir Pädagoginnen und Pädagogen können uns nicht davon freisprechen, Konsequenz mit Strenge gleichzusetzen.
Dabei bedeutet konsequentes Handeln doch vielmehr, Verantwortung zu übernehmen und streng mit sich selbst zu sein. Es geht nämlich um nichts anderes als Zuverlässigkeiten. Ich habe die Aufgabe Kindern und Jugendlichen Sicherheiten zu vermitteln und dadurch Vertrauen zu schaffen.
Ein innerlicher, selbstachtsamer Leitsatz für alle Pädagogen
„Machst Du das noch einmal, dann…!“ Ja, was dann? Wie oft bleiben solche Aussagen in der Luft hängen? Ebenso Versprechen, wie z.B. „Ich kümmere mich darum.“ Setze ich aber nicht um, was ich ankündige, werde ich als Pädagogin irgendwann nicht mehr Ernst genommen. „Macht die Alte doch eh nicht!“
Der innerliche, selbstachtsame Leitsatz einer Pädagogin oder eines Pädagogen sollte, so sehe ich das, immer heißen: „Denke erst darüber nach, ob Du das, was Du ankündigst, auch einhalten kannst.“
Begleitung und Unterstützung versus nicht haltbarer Versprechen
Natürlich ist der Klassiker das o.g. Sanktions-Beispiel. Aber auch positive Versprechungen müssen umsetzbar bleiben. Ich darf einem Schüler nicht erklären, dass das Mobbing aufhört oder gar glauben, das ich nach einem Gespräch mit SchülerInnen und Eltern aus der Nummer raus bin. Ich kann aber als Vertrauensperson agieren, die sich mit dem Schüler über Lösungsmöglichkeiten und Handlungswege unterhält und ihm dabei hilft, gleichgesinnte Unterstützer für dieses Vorhaben zu gewinnen.
Ein übergreifendes Ziel „guter“ Pädagogen
Meine Aufgabe ist es, Kinder und Jugendliche konstant in ihrer Entwicklung zu begleiten. Mit Höhen und Tiefen umzugehen und diese auch zu respektieren. Ihnen durch mein konsequentes Handeln, in jeder Hinsicht, zu zeigen und sie spüren zu lassen, dass ich hinter ihnen stehe.
Denn, ist es nicht eigentlich das Ziel „guter“ Pädagoginnen und Pädagogen, eine stabile und vertrauensvolle Basis in der Beziehung zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen? Es ist mein Job, ihnen Sicherheit und Halt zu geben.
Und dann? Hört die Schülerin oder der Schüler vielleicht schon nach der zweiten Ankündigung auf zu stören, weil sie oder er weiß, dass ich „Ernst mache“. Wenn‘s aber richtig gut läuft, dann kommen sie auch dann, wenn echte Probleme sie quälen.
Ein paar Worte zum Schluss
Klar, ich habe gut reden in diesem Artikel, wenn ich niederschreibe, was besonders wertvoll und wichtig im Leben der „guten“ Pädagogen ist. Aber, ich stehe ja auch nicht vor der Klasse. Stimmt. Natürlich weiß auch ich, dass die Realität ganz als ausschaut. Und die schönen Theorien oft im Sog des Alltags nicht umzusetzen sind. Dieser Text soll jedoch weder mahnen noch anprangern.
Er ist vielmehr ein Dokument, dass die Sensibilität eines jeden Einzelnen von Neuem schärfen soll. Mir selbst dieses, eigentlich doch allgegenwärtige Wissen, wieder einmal ins Bewusstsein rufen. Für die Kinder und Jugendlichen, aber auch zu meiner eigenen Unterstützung.
Erstmal Luft holen. Und eben nicht gleich in wilden, oftmals nicht zielführenden Aktionismus verfallen. Erst nachdenken, um anschließend fokussiert und handlungsfähiger eine Herausforderung anzunehmen. Und somit zugleich nur die Konsequenzen auszusprechen, die ich auch ganz sicher umsetzen kann.