Lehrer und Lehrerinnen sind im Alltag großen Belastungen ausgesetzt. Die Klassen sind zunehmend heterogen zusammengesetzt. Einige Kinder sprechen die deutsche Sprache nur kaum. Andere kommen aus belasteten Familien. Die Aufgabe der Lehrpersonen liegt darin, den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Mit diesem Plan betreten sie die Klasse. Was dann in der Folge geschieht, hat oft wenig mit dem vorgesehenen Thema zu tun. Die Stimmung in der Schulkasse kann ein Ergebnis der vorherigen Unterrichtsstunden sein. Es kann auch der Ärger vom Schulhof mit in die Klasse genommen werden. Die Kinder sind von diesen Eindrücken oft so belastet, dass sie dem Reden der Lehrperson nur schlecht folgen können. In welcher Art diese Person auf die Störung reagiert, wird von der eigenen Psyche beeinflusst.
Menschen mit einer starken Persönlichkeit lassen sich von solchen Unterbrechungen kaum irritieren. Sie sind in der Lage, das Handeln auf die aktuelle Situation einzustellen. Die Flexibilität wird von den Kindern positiv wahrgenommen. Nun kann zuerst die Störung aus dem Weg geräumt werden. Ist dies erfolgreich geglückt, kann das eigentliche Thema bearbeitet werden. Am Ende der Stunde werden die Lehrenden feststellen, dass ein großer Teil des Inhalts zufriedenstellend vermittelt wurde.
Diese Stärke können alle Menschen für sich selber entdecken. Der erste Schritt dahin besteht in der Liebe der eigenen Person. Wie in anderen Beziehungen auch, ist die Selbstliebe ein wichtiger Punkt. Um vom Gegenüber respektiert und anerkannt zu werden, müssen diese selber empfunden werden. Doch wie wie liebe ich mich selbst? Reflexion und Supervision können auf diesem Weg sinnvoll sein. Wird einem Menschen klar, weshalb ein bestimmtes Verhalten als Ärgernis wahrgenommen wird, ist es schnell weniger störend. Viele Erlebnisse erinnern die Lehrende an Situationen aus der eigenen Entwicklungsgeschichte. Sie verstehen sie dann, dass die Kinder aus ganz persönlichen Befindlichkeiten reagieren. Böse Kommentare zeigen nun die Verletzung des Kindes. Sie wird damit nicht mehr als Angriff empfunden. Das wird helfen, die Kommunikation entspannter zu führen.
Ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen wird von einigen Kindern zuerst als Schwäche wahrgenommen. Diese kommen vermutlich aus einer eher autoritär Handelnden Familie. Von klein auf wurden sie bei den geringsten Vergehen bestraft. Angst und Macht bilden die autoritären Strukturen. Pädagogen wünschen sich eine andere Art der Kommunikation. Die Kinder können hier erleben, dass Respekt und Vertrauen nur beiderseitig funktionieren. Das zu Erlernen kann langwierig sein. Die Lehrpersonen, die den Weg beibehalten, werden den Vorteil am eigenen Leib erfahren. Die Schüler und Schülerinnen erleben den Lehrenden als Konstante. Sie erkennen, dass selbst wenn sie Fehler machen, dass nicht zu Respektlosigkeit führt. Sie werden in ihrem Tun ernst genommen. Die Lehrperson wird respektiert.
Motivation erleichtert den Lehrenden den Umgang mit den Kindern im Unterricht. Die verschiedenen Unterrichtsfächer werden von den Schülern und Schülerinnen unterschiedlich wichtig genommen. Das spiegelt sich manchmal auch im Verhalten zu den Lehrpersonen wider. Für die Menschen, die diese Fächer unterrichten, ist daher eine starke Persönlichkeit besonders vorteilhaft. Sie werden sich durch die Missachtung des Faches nicht in ihrem Handeln betroffen fühlen. Sie haben dann die Möglichkeit, den Kindern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit zu schenken. Kunst und Sport sind Schulfächer, die weniger stark mit Hausaufgaben und Lerndruck belastet sind. Die Lehrenden können dies nutzen, den Kindern positiv gegenüberzutreten. Die eigene Selbstliebe wird den Kindern spiegeln, dass sie die Schüler ebenfalls wichtig nehmen. Der Respekt wird erreichen, dass die Kinder ihre Sorgen und Nöte aussprechen können. Solche Lehrer werden dann von der Schülerschaft gerne als Vertrauenslehrer gewählt. Sie erleben, dass Erwachsene, die sich selber lieben und respektieren, auch den Kindern respektvoll und warmherzig gegenübertreten können.