“Empathisch zu sein, bedeutet, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen und nicht unsere Welt in ihren Augen.”
Carl R. Rogers
Im Vordergrund der Pädagogik steht immer die Unterstützung der Klienten in ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gesellschaftsfähigen Persönlichkeiten, die Stärkung ihrer Autonomie und Eigenwirksamkeit. In Bezug darauf stellt sich die Frage, wie Kommunikation und Beratung funktionieren kann, ohne dem Klientel Lösungen für Probleme vorzugeben. Wie kann seine Kreativität so angeregt werden, dass eigene Problemlösekompetenzen entstehen können?
Carl Rogers war der Meinung, „Das Individuum verfügt potentiell über unerhörte Möglichkeiten, um sich selbst zu begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellungen und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern“ (C. Rogers: ein neuer Mensch, 1980 ,S.55). Das bedeutet, dass jeder Mensch grundsätzlich in der Lage ist, eigene Strategien zu entwickeln, um seine Konflikte eigenständig zu bewältigen. Doch nur, wenn dieses Potential auch genutzt wird. Hierfür entwickelte Carl Rogers die klientenzentrierte Gesprächsführung.
Kurzprofil von Carl Rogers und Entstehung seiner Methode
Carl Rogers war Psychologe und Psychotherapeut aus Amerika. Er entwickelte die humanistische Psychologie und die personenzentrierte Psychotherapie. Seine Technik ist mittlerweile fester Bestandteil, sowohl in der Therapie als auch in der Pädagogik.
Während seines Studium interessierte er sich vor allem für den Bereich „Erziehungsberatung“. Er begann daraufhin seine Assistenzzeit in einem dafür zuständigen Institut. Dort stellte er nach seiner Lehrzeit fest, dass er mit dem Konzept der Erziehungsberatung nicht zufrieden war. Es war „einem Diagnostik-Service für Autos ähnlich“ (C. Rogers, Partnerschule. 1975, S. 15.) und sollte dies für Rogers nicht sein. Nach jahrelanger Tätigkeit als Psychologe war er der Meinung, dass der Klient selbst, das Problem am besten kannte.
1941 veröffentlichte er ein Buch über die nicht-direktive Beratung, mit welcher er zu Kriegszeiten arbeitete. Diese Ansätze baute er immer weiter aus, bis zehn Jahre später sein Buch zur klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie erschien, woraus später der personenzentrierte Ansatz wurde.
Damit dieser Ansatz funktioniert bedarf es drei Bedingungen oder auch Grundhaltungen, mit welchen wir uns nachfolgend befassen. Doch auch eine akzeptierende Atmosphäre ist von Nöten. Dadurch tendiert ein Mensch dazu sich selbst gegenüber eine positivere Einstellung zu entwickeln. Dies wiederum führt dazu, dass sich der Klient selbst versteht und schätzt und so seine eigene Entwicklung fördert.
Nun zu den Grundhaltungen: Kongruenz, Wertschätzung und Empathie.
Kongruenz
Der Begriff der Kongruenz lässt sich mit dem Begriff Transparenz erklären. Das bedeutet, dass der Pädagoge seine gegenwärtigen Gefühle die Situation betreffend zeigt und „kein professionelles Gehabe und keine persönliche Fassade zur Schau trägt“ (C. Rogers: 1980). Es besteht also kein Widerspruch in den Gefühlen und Äußerungen des Pädagogen gegenüber des Klienten, dies schafft Vertrauen und Sicherheit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Klient öffnet.
Wertschätzung
Carl Rogers bezeichnet die hier gemeinte Wertschätzung als „bedingungslose positive Zuwendung“ (ebd. S.56). Das bedeutet, dass der Pädagoge den Klienten mit all seinen Gefühlen schätzt und akzeptiert unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ sind. Die Wertschätzung des Pädagogen ist an keine Bedingung geknüpft, sondern aufrichtig und uneingeschränkt. So hat der Klient die Möglichkeit seine Gefühle voll auszuleben.
Empathie
Für Rogers bedeutet Empathie, dass der Pädagoge soviel Einfühlungsvermögen hat, dass er nicht nur das Gesagte des Klienten hört und versteht, sondern sein innerstes nachempfindet. So ist es dem Pädagogen möglich, selbst Probleme im Unterbewusstsein zu klären. Hierbei handelt es sich dann um Probleme, die für den Klienten selbst evtl. noch nicht greifbar oder präsent, dem Pädagogen aber bewusst sind. Laut Rogers kommt aktives Zuhören in unserem Leben nicht häufig vor, ist für ihn aber dennoch „eine der mächtigsten Kräfte der Veränderung“ (ebd.).