Nigeria befindet sich in Westafrika und ist mit über 200 Millionen Einwohnern[1] das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas. Im weltweiten Vergleich besitzt das Land die siebtgrößte Bevölkerung der Welt, wobei die Einwohnerzahl weiterhin stark ansteigen. Nigeria besitzt eine sehr vielseitige Kultur, die neben den Traditionen der zahlreichen Ethnien des Landes auch auf ausländischen Einflüssen, die mit der Geschichte Nigerias zusammenhängen. Zu nennen sind hier vor allem Facetten aus dem islamisch-arabischen Raum, die vor allem im Norden des Landes zu finden sind, sowie europäische Einflüsse in Südnigeria. Hier hat besonders Großbritannien auf die Kultur eingewirkt, da Nigeria bis 1960 eine der britischen Kolonien in Afrika gewesen ist. Bestimmte Einflüsse sind auch im nigerianischen Schulsystem zu erkennen, welches in diesem Artikel vorgestellt wird.
Eigenschult werden die Kinder in Nigeria mit 6 Jahren. Wie in vielen anderen Ländern besteht auch hier eine Schulpflicht. Diese dauert in diesem Fall bis zum 15. Lebensjahr. Die Grundschule dauert 6 Jahre, darauf folgen 3 Jahre auf der weiterführenden Schule. Danach besteht bei guten Noten die Möglichkeit, 3 weitere Jahre zur Schule zu gehen und die Abiturprüfung abzulegen.
Der Schulbesuch kostet kein Geld, trotzdem ist es, trotz Schulpflicht, nicht für alle Kinder möglich, am Unterricht zu teilzunehmen. Dies beruht vor allem auf zwei Gründen: Wie beispielsweise in Ägypten benötigen viele arme Familien die Kinder als Arbeitskräfte, um Geld zu verdienen, wodurch sie keine Zeit haben, eine Schule zu besuchen. Der zweite Grund besteht darin, dass es im Land nicht ausreichend Schulen gibt. Insbesondere auf dem Land fehlen Bildungseinrichtungen oft komplett, sodass es keine Möglichkeit gibt, eine angemessene bzw. überhaupt eine Schulbildung zu erhalten. Manchmal fehlt auch ein Schulgebäude, sodass der Unterricht im Freien ohne Bänke, Schulmaterialien, Toiletten und fließendes Wasser abgehalten wird.
Besonders im Norden Nigerias gibt es aufgrund des dort vorherrschenden islamischen Rechts einige Probleme. Beispielsweise wird die Bildung von Mädchen wenig geschätzt und unterstützt. Daher sind viele Kinder, die trotz Schulpflicht dem Unterricht fernbleiben, weiblich. Dies führt dazu, dass viele nigerianische Frauen nicht lesen und schreiben können. Außerdem lehnen sich die dort stationierten Terroristen von Boko Haram gegen westliche Bildung auf, sodass viele Schulen, die einst von den britischen Besatzern gegründet und nach europäischen Standards organisiert wurden, geschlossen und niedergebrannt wurden. Stattdessen bestehen dort nur noch Koranschule, die lediglich von Jungen besucht werden dürfen. Tatsächlich kann ein Schulbesuch in diesen Regionen auch sehr gefährlich sein. So wurden im Dezember 2020 mehrere hundert Schüler von Boko Haram entführt und erst gegen Lösegeld wieder freigelassen. In der Regel kosten die Schulmaterialen und Uniformen, die in Nigeria Pflicht sich, Geld, für das die Familien aufkommen müssen. Gleiches gilt für die Transportkosten für die Kinder, die mit dem Bus zur Schule fahren, und das Mittagessen in der Kantine. Allerdings gibt es Ausnahmen: Einige Schulen im Land werden von Hilfsorganisationen betrieben, welche Material-, Uniform- und Essenskosten übernehmen. Diese Angebote richten sich an Familien aus ärmeren Verhältnissen, allerdings ist der Bedarf an diesen Schulen weitaus
[1] Anmerkung: Im folgenden Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich die männliche Form verwendet. Diese steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.