Effektives Management schwieriger Situationen im Unterricht ist die Königsdisziplin der Pädagogik. Jede Unterrichtsstunde ist einzigartig. Ebenso verhält es sich mit Störungen in der Schulstunde. Eine allgemeingültige Lösung für Unterbrechungen durch Schüler gibt es nicht. Lehrer können dennoch maßgeblich zu einem gesunden Klassenklima beitragen.
Die Sicht des Schülers nachvollziehen
Anstrengende Schüler zerstören die ganze Unterrichtsvorbereitung. Darüber hinaus behindern sie den Lernerfolg ihrer Mitschüler. Gelegentlich ziehen sie die ganze Klasse mit und plötzlich scheinen sich alle Kinder gegen den Lehrer zu verschwören. Dies ist der Höhepunkt der Unterrichtsstörungen, der seine Ursache in der Unzufriedenheit des Einzelnen hat.
Eine sinnvolle Methode ist es sich in die Gedanken und die Konflikte des Schülers hineinzuversetzen. Neben Empathie erfordert das auch den Wunsch ein gesundes Lehrer-Schüler-Verhältnis zu entwickeln. Ist der Grund des Störens ausgemacht, so geht der Unterricht in eine harmonische Phase über.
Gründe für das Stören können sein:
- Überforderung und Unterforderung der Schüler
- Langweilig und monoton gestalteter Unterricht
- Der Lehrer strahlt Unsicherheit aus. Diese wirkt einladend für Unterrichtsstörungen
- Zu viel Lernstoff in einer Stunde
- Kinder wünschen sich mehr Aufmerksamkeit
- Jugendliche testen ihre Grenzen
- Hunger und Durst
- Ungelöste Konflikte in der Klasse
- Persönliche Probleme mit dem jeweiligen Lehrer
Haben Lehrer die Ursache ausfindig gemacht, gilt es Ruhe zu bewahren. Eine Begegnung auf Augenhöhe steht an, deeskalierende Kommunikation und vor allem innere Ruhe und Stärke tragen zur Konfliktlösung bei. Im gemeinsamen Gespräch sollte der Lehrer am Pult sitzen und nicht stehen. Das vermittelt den Heranwachsenden den Eindruck des Verstanden-Werdens.
Vorbeugende Maßnahmen
Oberste Priorität hat die Unterrichtsgestaltung. Gelangweilte und überforderte Kinder kommen nicht mit, wollen den Tag nur rasch vollenden und die Heimreise antreten. Lehrer müssen vordergründig diese Kinder erreichen. Das geht nur mit einer gut durchdachten und bunten Unterrichtsgestaltung.
Viele Übungen, Gruppenarbeiten und der Einsatz von Videos und Audios halten die Konzentration aufrecht. Kinder müssen quasi gedanklich anwesend sein, um sich nicht als Klassenaußenseiter zu positionieren. Kleiner Nebeneffekt: Gruppenarbeit hilft den Jugendlichen beim Aufbau ihres Selbstvertrauens und steigert den Zusammenhalt in der Klasse.
Eine zweite Maßnahme kommt der Denkweise des Lehrers zu. Wie hält er es mit Versprechen und Regeln? Kommt er stets pünktlich zur Stunde oder erst, wenn die anderen Unterrichtsräume bereits geschlossen sind? Überzieht er folglich seine Stunden oder verlässt er den Unterrichtsraum sogar früher? Sind seine Anweisungen einfach nachvollziehbar und nicht verschieden auslegbar? Lehrer brauchen Klarheit. Sie müssen sie sogar verkörpern, um als guter Lehrer zu gelten. Hausaufgaben, Aufträge im Unterricht und Ablauf der Stunden müssen für Schüler eindeutig sein. Ständige Veränderungen lösen Misstrauen und Unsicherheit auf Seiten der Schüler aus. Kontinuität schafft Vertrauen und Geborgenheit.
Ungeeignete Verhaltensweisen der Lehrer beheben
Früher galt es Schüler bei Fehlverhalten zu bestrafen. Lehrer verlängerten nach einem Vergehen die Unterrichtsstunden. Die ganze Gruppe wurde „bestraft“. Einige verloren sich in aggressiven Reden und boten keinerlei Lösungsansätze. Schreien und ständiges Bestrafen decken die Hilflosigkeit des Lehrers auf. Schüler nutzen das aus, weil sie sich dadurch selbst unsicher fühlen.
Bei Störungen im Unterricht ist Belohnung weitaus effektiver als Bestrafung. Eine gute Mitarbeit kann etwa geringere Hausaufgabenmengen in Aussicht stellen. Weniger gut: Schüler mit noch mehr Hausaufgaben zu konfrontieren. Rachsucht des Lehrers und Ausnutzen der Überlegenheit sorgen für keine Sympathiepunkte. Auf dem Schulhof verbreitet sich die Information über den „ungerechten“ Lehrer in Windeseile. Andere Klassen beginnen ebenso mit dem Behindern des Unterrichtserfolgs.
Nachstehende Verhaltensweisen unterstützen ebenso den Unterrichtsablauf:
- Kleinere Störfaktoren hinnehmen. Lediglich bei Intensivierung und dauerhafter Unterbrechung durch denselben Schüler eingreifen
- Ermahnender Blick sollte vor der Kommunikation stattfinden
- Unterrichts- und Schulschluss nicht ständig androhen – sondern als letzte Maßnahme betrachten. Diese Konsequenz und die sich daraus ergebenden Folgen müssen Schülern klar sein.
- Die eigene Resilienz ankurbeln: Stressempfindliche Lehrer reagieren schnell überreizt. In der Folge der Resonanzgesetze kommt ein guter Unterricht nicht mehr zu Stande.
- Unterstützung durch weitere Personen: Bei dauerhaften Schwierigkeiten sind Versagensgefühle ein schlechter Berater. Hierbei gilt es sich konsequent an eine weitere Stelle zu wenden. Neben der Schulleitung macht die Kooperation mit dem Schulamt und dem Schulpsychologischen Dienst Sinn.
Fazit zum Thema Unterrichtsstörungen
Unterrichtsstörungen haben ihren Ursprung nicht immer beim Schüler. Häufig greifen mehrere Konflikte und gegensätzliche Interessen von Lehrer und Schüler ineinander. Lehrer können vorbeugende Maßnahmen entwickeln, um „natürliche kleine Störungen“ nicht ausufern zu lassen.
In erster Linie betreffen die Maßnahmen neben der Unterrichtsgestaltung auch die Persönlichkeit des Lehrers. Eine gute Mischung aus Strenge und Humor hilft Probleme zu eliminieren. Klare Anweisungen schaffen Geborgenheit und animieren Schüler zum Lernen.