„Kompetente Eltern haben auch kompetente Kinder.“
Schneewind (1999, S. 139)
Klingt einleuchtend und erstrebenswert. Doch wie genau definiert man „kompetent“? Was machen kompetente Kinder aus und wie erziehen Eltern ihre Kinder dahingehend? Die Frage stellen sich Pädagogen bereits seit vielen Jahren. Zahlreiche Theorien und Modelle wurden hierzu ausgearbeitet und entwickelt, unter Anderem die verschiedenen Erziehungsstile.
Zu ihnen zählen:
- der autoritäre Erziehungsstil
- der laissez-faire oder permissive Erziehungsstil und den
- demokratischen bzw. autoritativen Erziehungsstil, mit welchem sich dieser Artikel auseinandersetzt. Der autoritative Erziehungsstil verbinden die beiden anderen Stile miteinander und bildet einen Mittelweg. So gibt es bei dieser Form der Erziehung zwar feste Regeln, aber auch Spielraum für Diskussionen. Die Kinder können sich frei entwickeln, aber sich können nicht immer machen was sie wollen.
In diesem Beitrag befassen wir uns nun mit den Merkmalen des autoritativen Erziehungsstils, sowie seinen Vor- und Nachteilen.
Doch zunächst stellen wir uns der Frage:
Wann spricht man von Erziehung?
Der deutsche Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann definiert Erziehung sehr treffend. Er sagte „Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener (…) versucht, bei einem Kind (…) erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.“ (Mut zur demokratischen Erziehung, in: Pädagogik 7 bis 8/94, Seite 13)
Das bedeutet, immer dann, wenn ein Erziehungsberechtigter, ein Lehrer, ein Erzieher oder auch ein Betreuer in den kommunikativen Austausch mit einem Kind geht und ein bestimmtes Verhalten erwartet, sprechen wir von Erziehung. Dabei kann es bspw. um Tischmanieren, Konfliktverhalten, zu Bett gehen oder morgendliches Zähne putzen gehen. Ob ein Kind dieses Verhalten annimmt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter Anderem, wie es einem Kind vermittelt wird. Dies beeinflusst das Kind nachhaltig in allen weiten Phasen seines Lebens.
Merkmale des autoritativen Erziehungsstils
Der autoritative Erziehungsstil ist der wohl am meist verbreitetste und auch erfolgreichste Erziehungsstil. Die Gründe dafür erläutere ich im späteren Verlauf.
Aber was zeichnet ihn aus?
Das entschiedenste Merkmal ist hier wohl der ständige Austausch mit den Kindern. Sie werden als gleichberechtigte Diskussionspartner betrachtet und können ihre Wünsche, Ansichten und Bedenken frei äußern. Eltern sehen sich hier als Teil der Gruppe und stehen nicht über ihren Kindern. Alle Regeln werden gemeinsam ausgehandelt und von allen Gruppenmitgliedern gleichermaßen befolgt. Natürlich geben die Eltern einige Grundregeln vor, die dazu dienen die Kinder zu schützen. In der Regeln machen sie zudem Vorschläge und lenken die Diskussion. Sie geben einen klaren Rahmen vor und halten daran konsequent fest. Denn diesen brauchen Kinder, um sich sicher zu fühlen und nicht überfordert zu werden. Doch auch hier müssen die Erziehungsberechtigten als Vorbilder voranschreiten.
Die Kinder haben allerdings immer die Möglichkeit bestehende Regeln zu hinterfragen und selbstständig eine Diskussion zu eröffnen. Für die Erwachsenen ist es wichtig, die Regeln so zu erklären, dass sie für die Kinder nachvollziehbar und annehmbar sind. Ziel ist es, dass sich die Kinder möglichst frei und dennoch sicher entwickeln können. Sie werden in ihren Entscheidungen unterstützt und bekommen Hilfestellungen wo diese nötig sind. Auch konstruktive Rückmeldungen zu ihrem Verhalten gehören zum autoritativen Erziehungsstil. Den Kindern werden Entscheidungen nicht abgenommen, sie werden mit in den Entscheidungsprozess einbezogen und angehalten selbst eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Verhalten sie sich nicht angemessen, erfolgt die daraus entstehende Strafe wieder im gemeinsamen Austausch und unmittelbar. Darauf folgt eine zeitnahe Versöhnung. Der autoritative Erziehungsstil ist geprägt von Liebe und Zuneigung, Verständnis und Unterstützung. Die Kinder haben in der Regel eine sichere Bindung zu ihren Erziehungsberechtigten.
Entscheidend ist, die Responsivität der Erwachsenen, also das sie bereit sind, auf die Interaktions- und Kommunikationsversuche ihrer Kinder einzugehen. Nur so können sie den Kindern ermöglichen ihre eigenen Grenzen zu setzen, ihre individuellen Bedürfnisse zu äußern und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
Vorteile des autoritativen Erziehungsstils
- Das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit des Kindes werden gestärkt.
- Das Kind lernt, für sich selbst, seine Wünsche und Bedürfnisse einzustehen.
- Kinder zeigen mehr Eigeninitiative.
- Durch den häufigen Austausch mit Erwachsenen haben sie meist einen größeren Wortschatz.
- Im Umgang mit anderen sind sie kompromissbereit und fügen sich leicht in eine Gruppe ein, zu welcher sie auch Vertrauen aufbauen.
- Konflikte können konstruktiv gelöst werden.
- Die Meinungen anderen werden angehört und akzeptiert.
- Die Kreativität wird gefördert, was es ihnen erleichtert Lösungen für Probleme zu finden.
- Sie sind flexibler und lernen sich selbst zu helfen.
- Später fällt es ihnen leichter sich auf Partnerschaften einzulassen.
- Sie neigen weniger zu psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten und haben eine hohe soziale Kompetenz
Nachteile des autoritativen Erziehungsstils
- Von den Kindern wird ein hohes Niveau erwartet
- Die Kinder neigen dazu alles auszudiskutieren
- Manchen fällt es schwer Kinder als gleichberechtigt zu akzeptieren
- Erwachsene benötigen viel Geduld
- Die Kinder müssen ein gewisses kognitives Verständnis besitzen und benötigen zudem eine gewisse emotionale Reife
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