
Einige Kinder zeigen im Unterricht ungewöhnliche Auffälligkeiten. Sie benehmen sich etwa besonders ruhig oder zeigen ein rebellisches Verhalten. Sie neigen dazu den Unterricht zu stören, fühlen sich gelangweilt und bleiben dem Unterricht fern. Nicht selten gehen diese Verhaltensweisen mit schlechten Noten einher. Früher glaubten Lehrer bei derartigen kindlichen Entwicklungen an Minderbegabung oder schlichtweg an Faulheit.
Heute wissen sie: Hinter den genannten Faktoren kann sich eine Hochbegabung verstecken. Aktuelle universitäre Studieninhalte schließen die Auseinandersetzung mit dem Thema des hochbegabten Kindes ein. Im Schulbetrieb gehen viele Hochbegabte dennoch weiterhin unter. Es fehlt an Zeit und leider auch am Interesse der Lehrer. Umso wichtiger ist es für Lehrer sich dem Thema in Eigenregie zu widmen. Auf diese Weise lassen sich hochbegabte Kinder erkennen und fördern.
Typische Eigenschaften hochbegabter Kinder
Kinder mit hohem Intelligenzquotienten sind nicht einfach klassifizierbar. Sie bringen zusätzlich zur Affinität für neue Lerninhalte und eine herausragende Auffassungsgabe einen einzigartigen Charakter mit. Nicht immer zeigt dieser zuverlässig eine Hochbegabung an. Trotzdem gibt es bei allen betroffenen Kindern und Jugendlichen Gemeinsamkeiten.
Die nachstehenden Verhaltensweisen und Charaktermerkmale kommen bei vielen hochbegabten Kindern vor und weisen auf einen IQ über 130 hin:
- Schnelles Aufkommen von Langeweile im Unterricht
- Ständiges Unterbrechen, Sprechen mit Mitschülern, innere Unruhe
- Hohe Auffassungsgabe und ein ausgedehnter Wortschatz
- Unbedingtes Interesse an den Lerninhalten
- Sich eher mit älteren Personenkreisen beschäftigen
- Auffällig logisches Denken
- Starker Gerechtigkeitssinn und akribisches Arbeiten
- Ein hohes Maß an Eigenverantwortung
Treffen Lehrer die oben dargestellten Verhaltensweisen bei Kindern an, sind Rückschlüsse auf eine bestehende Hochbegabung leicht zu ziehen. Diesen Merkmalen gegenüber stehen konträre Eigenschaften, die ebenso zur Hochbegabung führen wie:
- Schlechte Noten
- Ständiges Vergessen der Hausaufgaben
- Unordentliche Heftorganisation
- Häufiges Vergessen von Lernmaterialien
- Schwierigkeiten im Umgang mit anderen, ecken regelmäßig an
- Keinerlei Begeisterung für das Lernen
Mit Tests ein klares Ergebnis erhalten
Der IQ-Test ist bislang umstritten. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten diesen durchzuführen und nicht jeder Anbieter steht stellvertretend für einen hochwertigen Test. Erwachsene begeben sich bei Verdacht auf Hochbegabung vorwiegend zu Mensa e.V. oder ähnlichen Vereinen.
Schulkinder benötigen einen Test, der in der Regel von einem Schulpsychologen oder einer anderen mit der Thematik vertrauten Person durchgeführt wird. Die kindliche Reaktion auf die Tests ist sehr unterschiedlich. Ruhige Hochbegabte widmen sich den Aufgaben und lösen sie sorgfältig. Rebellische Kinder mit einem hohen IQ fürchten sich vor dem Test. Daraus entsteht ein enormer innerer Druck, der ein aussagekräftiges Ergebnis unmöglich macht. Leider schließen einige Psychologen aufgrund des Verhaltens des Testkandidaten häufig auf eine Minderbegabung.
Möglichkeiten Hochbegabter im Schulbetrieb
Nach dem Erkennen der Hochbegabung durch einen effektiven Vergleich von EQ und IQ des Kindes ist es essenziell sich die Gefühlswelt des Betroffenen anzuschauen. Stört das Kind den Unterricht, fühlt es sich scheinbar unwohl, stellt es ständig Fragen an die Welt und kann es mit Altersgenossen nichts anfangen? In diesem Fall kann das Überspringen einer Klassenstufe zur Problembehebung beitragen.
Zeigt das Kind auf der einen Seite an hohes Maß an Intelligenz, ist es auf der anderen Seite mit Alltagsaufgaben überfordert? Diese Situation bildet keine gute Ausgangslage für das Überspringen einer Klasse. Die emotionalen und gesellschaftlich notwendigen Eigenschaften sind zu vermitteln. Erst dann kann über den frühzeitigen Übertritt in eine höhere Klassenstufe nachgedacht werden.
Kinder aufs Gymnasium schicken
Hochbegabte sitzen überwiegend in Haupt- und Realschulen. Einige gelangten aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten in die Förderschule. Erkennen Lehrer die Hochbegabung weiterhin nicht, versperrt sich dem Kind vermehrt der Weg zu hochkarätigen Ausbildungsrichtungen. Die Folge: Diese Kinder sind Zeit ihres Lebens unterfordert. Im Erwachsenenalter kann es aufgrund dieser Tatsache zu Problemen wie Suchtpotenzial, Aggressionen, Arbeitslosigkeit und Kriminalität kommen.
Lehrer sollten daher auch bei Kindern innerhalb von unteren Klassen allgemeinbildender Schulen im Rahmen der Sekundarstufe I immer an Hochbegabung denken. Die Begabung selbst muss nicht vererbt worden sein. Ein Blick auf die Eltern genügt nicht, um Hochbegabung festzustellen oder auszuschließen. Hier muss einzig und allein das Kind im Fokus stehen.
Weitere Tipps für Lehrer
- Regelmäßige Fortbildungen zum Thema
- Sensibilität im Unterricht
- Ermutigung von Eltern und Kindern zum IIQ-Test
- Unterricht an das hochbegabte Kind anpassen, andere Kinder dabei nicht vernachlässigen
- Information zu regionalen Angeboten für hochbegabte Kinder einholen
- Sich mit Hochintelligenz und Hochsensibilität befassen
- Das Thema im Lehrerzimmer besprechen und gemeinsam Lösungen finden