Israel ist allein schon aufgrund seiner politischen Situation ein komplexes Land. Hier treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander, deren Interessen nicht immer einfach miteinander zu vereinen sind. Das zeigt sich auch anhand der unterschiedlichen Schulformen, die in Israel zu finden sind.
Allgemein ist Bildung in Israel ein sehr wichtiges Thema. Die Regierung legt großen Wert darauf, dass möglichst viele Schüler ihre Schullaufbahn nach der 12. Klasse mit dem Bagrut abschließen. Die Bemühungen sind bemerkbar: Heutzutage kann rund jeder zweite Schüler diesen Abschluss in seinem Lebenslauf vorweisen und sich auf eine universitäre Ausbildungsstelle bewerben. Die hohen Absolventenzahlen haben jedoch auch negative Auswirkungen, denn durch die vielen Bewerber haben nur Schüler mit einem sehr guten Bagrut reelle Chancen auf ihren Wunschstudiengang.
In Israel besteht eine allgemeine Schulpflicht. Vor dem eigentlichen Schulstart kann der dreijährige Kindergarten besucht werden, wovon allerdings nur das letzte Jahr verpflichtend ist. Danach beginnt die Grundschule, welche bis zum Ende der 6. Klasse dauert. Im Anschluss wird an einer Sekundarschule weitergelernt, die nach der 9. oder der 12. Klasse abgeschlossen werden kann. Nach dem Schulabschluss gehen israelische Männer für drei und Frauen für zwei Jahre zum Militär.
Staatliche Schulen sind auch in Israel kostenlos. Allerdings ist hier die Qualität des Unterrichts häufig schlecht. Klassen bestehen auf rund 40 Schülern und die Lehrer werden nicht gut bezahlt. Außerdem haben muslimische Kinder große Nachteile gegenüber ihren jüdischen und christlichen Mitschülern, was sich auch an deren Noten bemerkbar macht. Aufgrund der Klassengröße und der dadurch oft überforderten Lehrer nehmen viele Kinder Nachhilfeunterricht. Dieser ist allerdings teuer und kann nicht von jedem in Anspruch genommen werden.
Etwa 40 Prozent der israelischen Kinder besuchen Privatschulen. Der Unterricht sieht hier allerdings oftmals ganz anders aus, denn die meisten Privatschulen sind Einrichtungen orthodoxer oder ultra- orthodoxer Juden. Gelehrt werden in erster Linie religiöse Themen, während die gängigen Schulfächer wenig bis gar keine Bedeutung erhalten. Außerdem werden Mädchen und Jungen bereits ab dem Kindergarten getrennt voneinander unterrichtet.
Natürlich existieren auch muslimische oder drusische Schulen, an denen die Kinder entsprechend ihrer Religion und Sprache anders lernen. Da die verschiedenen Religionsgemeinschaften sich über unterschiedliche Staatsgebiete verteilen, gibt es für viele Kinder auch gar keine Möglichkeit, eine gemischte Schule zu besuchen. So beginnt die Trennung, insbesondere von Juden und Muslimen, bereits im Kindesalter und setzt sich meist im Erwachsenenalter fort. Bisher existiert lediglich eine Schule in Jerusalem, die Unterricht auf Hebräisch und Arabisch anbietet und so Chancengleichheit für Juden und Muslime ermöglicht.
Anmerkung 1: Die Bezeichnung Israel umfasst in diesem Artikel auch das palästinensische Staatsgebiet. Damit soll jedoch keine politische Meinung zum Ausdruck gebracht werden.
Anmerkung 2: Im Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.