Laut dem World Happiness Report zählen die Einwohner[1] des Landes zu den glücklichsten Menschen der Welt. Außerdem besitzt Finnland der aktuellen Rangliste des World Top 20-Projekts der Bildungssysteme von 201 Ländern zufolge bereits seit dem Jahr 2000 den inoffiziellen Titel des weltweit besten Bildungssystems. Dieses wird in Zusammenarbeit mit den Lehrern, Schülern und Eltern des Landes stetig weiterentwickelt. Der Schulbesuch sowie Arbeitsmaterialien, Mittagessen und Transport zur Schule bzw. nach Hause sind kostenlos.
Generell ist Bildung in Finnland kommunal geregelt. Im nationalen Curriculum sind lediglich allgemeine Ziele und Kerninhalte für die Bildung der Schüler festgelegt. Die zu lehrenden Kernkompetenzen sind Denken und Lernen, Sozialverhalten, Alltagskompetenzen, Lesen, digitales Verständnis, Kenntnisse über die Arbeitswelt sowie Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft. Diese Kompetenzen solle die Lehrer in ihren Lehrveranstaltungen vermitteln. Ansonsten sind sie sehr frei in ihrer Unterrichtsgestaltung. Sogar über die Art der Evaluation dürfen sie autonom entscheiden.
Die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern basiert auf gegenseitigem Respekt. Jeder betrachtet den anderen auf Augenhöhe, was unter anderem dadurch deutlich wird, dass sich alle untereinander duzen. Lehrer sind im Land sehr angesehen. Dementsprechend viele Schüler bewerben sich auf ein Lehramtsstudium. Tatsächlich sind es so viele, dass nur 10 % von ihnen für das Studium zugelassen werden.
In Finnland besteht keine Schulpflicht. Stattdessen gilt eine sogenannte „Lernpflicht“. Dadurch ist es für die Schüler möglich, zeitweise ohne Attest im Unterricht zu fehlen, ohne direkt mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Insgesamt dauert die Schullaufbahn 9 Jahre. Weitere 3 Schuljahre an einem Gymnasium oder einer Berufsschule können freiwillig angehängt werden. Verschiedene Schulformen gibt es vorher nicht. Alle Schüler werden mit 7 Jahren eingeschult und besuchen dann zusammen die Peruskoulu. Vorher muss für mindestens ein Jahr der Kindergarten besucht werden. Vom Unterricht wird niemand ausgeschlossen. Starke, durchschnittliche und schwache Schüler werden alle zusammen unterrichtet. Auch Menschen mit Behinderung können die Regelschule besuchen.
In finnischen Schulen steht der Lernende im Mittelpunkt. Dementsprechend gibt es verschiedene Förderangebote – auch für ausländische Schüler zum Erlernen der Landessprache – und speziell ausgebildete Sonderpädagogen, die die Schüler neben den Lehrern im Unterricht unterstützen. So kann auf die verschiedenen Stärken und Schwächen der Kinder eingegangen werden, damit jeder für sich die bestmöglichen Lernerfolge erzielen kann. Auch Sozialarbeiter und Schulpsychologen sind an jeder finnischen Schule vertreten. Im Fokus steht das Miteinander, höchste Priorität besitzt der gemeinsame Fortschritt. Jeder unterstützt den anderen, um diesen zu gewährleisten. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass jeder Schüler dem Unterricht folgen kann. Erst wenn alle das Gelehrte verstanden haben, wird der Unterricht fortgesetzt. Zensuren dürfen erst ab der 5. Klasse vergeben werden. Ab der 7. Klasse sind sie Pflicht. Die Notenskala zieht sich von 4 bis 10, wobei 10 die beste Bewertung ist.
Im Bereich Digitalisierung ist Finnland Deutschland weit voraus. Tablets und digitale Klassenbücher gehören schon lange zum Standard. Auch Elias ist in vielen finnischen Klassenzimmern vertreten. Hierbei handelt es sich um einen etwa 60 cm großen humanoiden Roboter, die die Schüler beim Lernen von 22 Fremdsprachen unterstützt. Außerdem kommt er in der Erwachsenenbildung zum Einsatz. Hier bringt er Interessenten Finnisch bei und spielt bei richtigen Antworten Musik ab. Diese moderne Art des Sprachunterrichts wird als stressfrei empfunden, was den Lernerfolg erhöht. Elias spricht langsam, akzentfrei und wiederholt das Gesagte so lange bis der Angesprochene ihn versteht. Er bewertet und bestraft nicht, was vielen Schülern die Angst vor Fehlern und Konsequenzen nimmt.
Insgesamt unterscheidet sich das finnische Bildungssystem stark vom deutschen. Die Erfolge sprechen für sich und zeigen, warum sich immer mehr ausländische Schulen am finnischen Schulsystem orientieren.
[1] Anmerkung: Im Folgenden wird zur einfacheren Lesbarkeit nur das männliche Geschlecht verwendet. Dies steht in diesem Zusammenhang stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter.