Russland ist derzeit besonders stark in den Medien vertreten. Allerdings geht es hier vor allem um politische Konflikte innerhalb Europas. Die Stimmen der Kinder werden in diesem Zuge eher selten gehört. Auch deren Leben momentan sicherlich die eine oder andere Veränderung erfahren hat, wollen wir in diesem einen Blick auf ein wichtiges Element des Alltags eines jeden russischen Kindes im Altern von 6 bis 15 Jahren: die Schule.
In Russland werden die meisten Kinder im Alter von 7 Jahren eingeschult und besuchen danach drei Jahre die Grundschule. Lediglich ein Drittel der russischen Kinder startet die Schullaufbahn bereits mit 6 Jahren. Eine Besonderheit des russischen Schulsystems ist, dass die Schüler[1], die mit 7 Jahren eingeschult werden, die 4. Klasse überspringen, während Kinder, die mit 6 Jahren in die erste Klasse gehen, die Grundschule 4 Jahre lang besuchen. Der Grund dafür ist, dass viel Wert darauf gelegt wird, dass ab der 5. Klasse alle Schüler gleichaltrig sind. In der 1. Klasse lernen die Kinder neben dem Schreiben und Rechnen das Lesen. Hierfür wird im ganzen Land die Fibel Bukwar verwendet.
Mit der 5. Klasse beginnt die sogenannte Hauptstufe. Hier lernen die Schüler unter anderem ihre erste Fremdsprache. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Englisch, manchmal wird aber auch Deutsch oder Französisch unterrichtet. Kurse in antiken Sprachen wie beispielsweise Latein können nicht belegt werden. Das Fach Mathematik teilt sich ab der 5. Klasse auf die Teilbereiche Algebra und Geometrie auf. Die Hauptstufe endet mit dem Abschluss der 9. Klasse. Danach haben die Jugendlichen die Wahl, eine Berufsausbildung zu machen oder zwei weitere Jahre die Oberstufe zu besuchen. Letztere ist die Voraussetzung für den Besuch einer Universität. Hierfür muss weiterhin eine Aufnahmeprüfung in verschiedenen Fächern absolviert werden, wobei sich die Anzahl der Fächer nach den Zensuren im Abschlusszeugnis richtet.
Eine weitere Besonderheit lässt sich bei russischen Einschulungen beobachten: Anders als beispielsweise in Deutschland erhalten die Kinder zu diesem Anlass keine Schultüte. Stattdessen bringen sie den Lehrern Blumen mit. Diese Geste zeigt die Wertschätzung der Lehrkräfte, welche im Allgemeinen ein hohes Ansehen im Land genießen.
Statt nach Personen sind die Schulen in Russland nach Nummern benannt. Ein normaler Schultag beginnt um 9 und endet um 14 Uhr. Ganztagsschulen gibt es nicht, allerdings wird in den jüngeren Jahrgangsstufen eine Nachmittagsbetreuung angeboten. Auch der Schulweg gestaltet sich für viele Kinder interessant. Anders als in Deutschland gibt es in Russland keine Fahrradwege, stattdessen bewältigen die Schüler die teils weiten Strecken zu Fuß, mit dem Bus oder der Bahn, im Winter werden außerdem Skier verwendet.
Auch das russische Notensystem ist interessant. Die Noten reichen von 2 bis 5, wobei 5 die Bestnote ist. Eine 1 darf nicht vergeben werden.
Allgemein besitzt das russische Schulsystem einige Besonderheiten, weshalb es sich definitiv lohnt sich näher damit zu befassen. Wer also Interesse am Land oder anderen Bildungskonzepten im Allgemeinen hat, sollte definitiv noch ein bisschen weiterrecherchieren.
[1] Anmerkung: Im folgenden Artikel wird lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses dient in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.