Schulangst betrifft vorwiegend ältere Schüler. Täglicher Leistungsdruck, Stress durch viele Hausaufgaben und Schulstunden, Gruppenzwang und aufkommende Ideale: All das kann die Entstehung von Schulangst begünstigen. Bei der entstehenden Angst handelt es sich um einen schleichenden Prozess. Dieser beginnt mit der Furcht vor dem Unterricht und dehnt sich auf die Angst vor dem Schulgebäude aus. Ängste intensivieren sich und gehen in Vermeidungsverhalten über. Die Schüler fehlen im Unterricht. Sobald Lehrer dies bemerken, ist es meist zu spät. Doch können Lehrer überhaupt helfen und wenn ja, welche Hilfestellungen tragen Früchte?
Die Ursachen für Schulangst
Schulangst hat nicht nur unterschiedliche Ausprägungen. Auch die Gründe variieren. Die meisten Schüler tragen Versagensängste in sich. Gute Noten, vorzeigbare Ergebnisse: Nicht jedes Kind hält dem Leistungsdruck in der Gesellschaft Stand. Überdies wollen Eltern die bestmöglichen Karrierechancen für ihr Kind. Mit ihrem hohen Erwartungsdruck sorgen sie nicht selten für das gegenteilige Ergebnis.
Andere Schüler fürchten sich vor Mitschülern, ihren Reaktionen auf sie oder vor verbalen und sogar körperlichen Angriffen. Sie schämen sich dafür ein Mobbingopfer zu sein und wenden sich daher an keinen Erwachsenen. Wieder andere Schüler meiden bestimmte Lehrer, Unterrichtsstunden oder unbekannte Situationen. Ein geringes Selbstwertgefühl, das mit Schüchternheit und übertriebener Zurückhaltung einhergeht, ist typisch für die Kinder.
Weitere Gründe für die Entstehung von Schulangst:
- Der familiäre Hintergrund: Kinder aus sozial schwachen Familien haben Schwierigkeiten mit Klassenkameraden mithalten zu können
- Helikopter-Eltern: Extrem fürsorgliche Eltern haben ständig Angst um ihr Kind und übertragen diese auf den Nachwuchs
- Lernrückstände durch Abwesenheit
- Bestehende Krankheiten und die Scham davor
- Lernbeeinträchtigungen und der Wunsch diese zu verbergen
Die Angst des Schülers erkennen
In erster Linie erkennen Eltern die Schulangst ihres Kindes. Ihr Nachwuchs verhält sich plötzlich anders, klagt häufig über Bauchschmerzen. An bestimmten Wochentagen sucht das Kind gehäuft einen Arzt auf. Betroffene Kinder sind meist gedankenbeladen. Sie reden plötzlich weniger, scheinen weniger motiviert und offen zu sein.
An den Wochenenden sind sie gelöst, doch spätestens Sonntagabend wirken sie abwesend. Diese Symptome der Schulangst können Lehrer aufgrund ihres zeitlich begrenzten Unterrichts nicht wahrnehmen. Fehlt das Kind hingegen häufig, wirkt es im Klassenverband verhalten, zieht es sich zurück und weicht bestimmten Stunden aus, sind das Indizien für eine potenzielle Schulangst.
Diese Auffälligkeiten kommen besonders häufig vor:
- Nervöses Kauen an den Fingernägeln
- Ausreißen der Haare
- Sinnloses Kritzeln als Ausdruck der Überforderung
- Schwierigkeiten beim Lernen
- Konzentrationsprobleme
- Häufiges Vergessen der Hausaufgaben
- Neue Rolle des betroffenen Schülers in der Klasse
- Aggression ohne nachvollziehbaren Grund
- Gedankliche Abwesenheit
Bei älteren Schülern ist Drogenmissbrauch als Folge von Schulangst nicht auszuschließen. Neben leichten Drogen zählen auch Alkohol und harte Drogen wie Methamphetamin dazu. Diverse Drogen verursachen Stimmungsschwankungen. Steht ein Kind unter Drogeneinfluss, ist das meist an den Augen, der Körperhaltung und hektischen oder extrem langsamen Bewegungen erkennbar. An diesem Punkt können Lehrer nur bedingt Hilfe leisten. Neben den Eltern ist in einem solchen Fall der zuständige Schulpsychologe zu kontaktieren. Bei aktuellem Drogenkonsum gilt es medizinische Hilfe einzubeziehen und die anderen Schüler zu schützen.
So können Lehrer helfen
In den seltensten Fällen hat Schulangst Ausmaße, die bis in den Drogenkonsum reichen. Um diese Entwicklung zu verhindern, können Lehrer ihre Hilfe anbieten. Schulen halten stets einen Vertrauenslehrer bereit. Hat das Kind zu ihm Vertrauen gefasst, könnten sich die Schwierigkeiten von selbst beheben.
Fühlen sich Lehrer dazu befähigt und liegt die Ursache der Angst im Klassenverband, schaffen Rollenspiele Abhilfe. Unstimmigkeiten gilt es möglichst schnell aus dem Weg zu räumen. Dabei ist es notwendig jeder beteiligten Gruppe dieselbe Aufmerksamkeit zu schenken. Es sollte keine Opfer-Täter-Wippe entstehen.
Ist der Kern der Schulangst die Furcht vorm Versagen, bieten sich zertifizierte Entspannungstechniken an. Ein Gespräch über den Leistungsdruck und die individuellen Möglichkeiten des Umgangs mildert die Angst. Haben Lehrer hohe Erwartungen an ihre Klassen, ist das – neben den Anforderungen der Eltern an das Kind – ein Multiplikator von Angst. Eine dynamische, freundliche und kindgerechte Unterrichtsgestaltung ist eine Kampfansage gegen hohen Leistungsdruck.