Sucht man im Internet nach Bildern zum amerikanischen Schulsystem, findet man unter anderem sehr kompliziert wirkende Schaubilder, die Erklärungen benötigen. Daher widmet sich dieser Artikel dem Bildungssystem in den USA.
Standardmäßig beginnt der Bildungsweg mit dem Besuch des Kindergartens im Alter von 3 oder 4 Jahren. Dieser ist zwar keine Pflicht, wird aber von den meisten amerikanischen Kindern in Anspruch genommen. Der Kindergarten heißt in Amerika nicht, wie oft fälschlich angenommen, kindergarten, sondern nursery school. Unter kindergarten versteht man in den USA tatsächlich das erste Jahr der Grundschule, welche im Anschluss an die nursery school besucht wird. Dies geschieht je nach Bundesstaat im Alter von 5, 6 oder 7 Jahren. Generell unterscheiden sich die Schulen in den verschiedenen Bundesstaaten zum Teil drastisch voneinander. Auf den kindergarten folgt die eigentliche Grundschule, die elementary school. Diese dauert, den kindergarten miteinberechnet, in den meisten Fällen 5 Jahre. Von der 6. bis zur 8. Klasse gehen die amerikanischen Schüler[1] auf die middle school. Danach kommt die high school. Diese dauert 4 Jahre, wobei jede Klassenstufe einen eigenen Namen hat. Die 9. Klasse wird als freshman year bezeichnet. Darauf folgen sophomore und junior year, ehe sich die Schüler in der 12. Klasse, dem senior year, befinden. Bei dieser Beschreibung handelt es sich um die klassische Schullaufbahn, die in den meisten Bundesstaaten gültig ist. Abweichungen können neben der unterschiedlich langen Zeit in der nursery school zum Beispiel der Besuch einer junior high school anstatt der middle school oder eine verlängerte Grundschulzeit von 8 Jahren sein. Wie auch in anderen Ländern gibt es in den USA öffentliche und private Schulen, wobei etwa 80 Prozent der Schüler im Land an den öffentlichen Schulen lernen. Alternativ können die Kinder auch zu Hause Privatunterricht nehmen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe: zu lange Schulwege, Religion, den Beschützerinstinkt der Eltern, Amokläufe etc.
In Amerika werden die Schüler über ihre gesamte Schulzeit zusammen unterrichtet. Bis zur 5. Klasse geschieht dies im Klassenverband, danach gibt es Kurse. Eine Einteilung nach Leistungsstärke findet dabei nicht statt. Dementsprechend haben die Schüler auch keine festen Klassenräume. Stattdessen besitzt jeder Lehrer seinen eigenen Unterrichtsraum. Die Schüler wechseln also ihrem Stundenplan entsprechend regelmäßig den Ort. Aufgrund der körperlichen Belastung durch das ständige Tragen der Lehrmaterialien erhält jeder Schüler ein Schließfach, in dem er nicht benötigte Dinge verstauen kann.
Anders als in Deutschland besteht das Notensystem nicht aus Zahlen, sondern aus Buchstaben. A ist die Bestnote, während man mit einem F durchgefallen ist. Neben den Standardfächern werden ab der high school pro Halbjahr vier Wahlfächer ausgewählt. Diese können zum Beispiel auch Film, Business oder Ernährung sein. Am Nachmittag gibt es weitere Freizeitangebote wie Sport, Chor oder Theater.
Alle Schulen sind Ganztagsschulen. Der Unterricht beginnt morgens für alle Schüler zeitgleich und endet am Nachmittag. Am Nachmittag treffen sich die Schüler zum Mittagessen in der Kantine, wo warme Mahlzeiten angeboten werden. An vielen Schulen startet der Tag mit dem pledge of allegiance, einem Schwur. Hierbei wird den USA mit Blick auf die Nationalflagge und der rechten Hand auf dem Herzen Treue gelobt. Dieser Schwur wird auch vor Sportwettkämpfen abgelegt.
Traditionell gibt es in den USA keine Schuluniformen. Allerdings herrscht an vielen Schulen ein strenger Dresscode, an den sich die Schüler halten müssen.
Das amerikanische Bildungssystem unterscheidet sich zwar deutlich vom deutschen, wirklich fremd erscheint es jedoch nicht. Schließlich gibt es etliche Filme, Serien und andere Medien, die in amerikanischen Schulen spielen, sodass viele Ausländer bereits damit vertraut sind.
[1] Anmerkung: In diesem Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für alle existierenden Geschlechter.
